Lieber Florian,
am 7.8. kam um 18.07 Uhr unser Julian auf die Welt (3245 g und 49 cm).
Inzwischen haben wir uns schon gut an das Leben zu fünft gewöhnt und ich habe nun auch endlich meinen Geburtsbericht geschrieben:
Schon am Samstag hatte ich das Gefühl, dass sich der Bauch „irgendwie anders“ anfühlt, ohne dass es schon wirkliche Wehen waren. Als wir abends im Bett lagen, hatte ich dann allerdings schon so im Abstand von 10 Minuten „echte“ Wehen, konnte aber problemlos einschlafen.
Gegen 2 Uhr bin ich dann munter geworden, weil ich aufs Klo musste. Wegen Sodbrennen konnte ich nicht gleich wieder einschlafen und so hab ich dann nach und nach wieder die regelmäßigen Wehen gemerkt und konnte nun erst recht nicht mehr schlafen, weil mir so viel durch den Kopf gegangen ist (wann Stefan wecken?, wann Oma Marion zum Kinder-Hüten anrufen?…).
Ich denke, ein paarmal eingenickt bin ich sicherlich schon, denn die Zeit bis 6 Uhr verging erstaunlich schnell, aber tief geschlafen hab ich nicht mehr. Um 6 Uhr waren die Wehen dann so, dass es angenehmer war, dabei zu laufen oder zu stehen und als ich mir aus der Kliniktasche eine Spascupreel geholt habe, wurde auch Stefan wach. Selbst die Mädels müssen gespürt haben, dass irgendwas anders ist, denn sie waren auch schon um 7 Uhr wach und Johannas erster Kommentar war „das Baby ist ja immernoch im Bauch“ – an meinem Grinsen hat sie dann aber gleich erkannt, dass sich das vielleicht bald ändern wird.
Zum Frühstück kam Marion. Die Wehen waren weiterhin alle 10 Minuten und zumindest mit Aufstehen und Rumlaufen gut auszuhalten und noch sehr kurz. Nach dem Frühstück waren wir im Eisvogelweg spazieren und anschließend waren die Wehen zwar weiterhin regelmäßig, aber von der Intensität her sogar wieder noch schwächer. Also bin ich in die Badewanne gegangen, um mal zu schauen, was sich im warmen Wasser tut. Nach einer Stunde waren die Wehen weiterhin kurz, harmlos, aber auch weiterhin alle 7-10 Minuten.
Marion war in der Zwischenzeit mit Johanna und Theresa Richtung Spielplatz aufgebrochen. Eigentlich wollte ich die Ruhe für die ersten Hypnobirthing-Übungen nutzen, aber die Wehen waren so harmlos, dass Stefan meinte, er wüsste nicht, in welche Entspannung er mich noch bringen sollte, ich sei doch schon so tiefenentspannt. Also machten wir lieber erstmal Akupunktur, um die Wehen zu verstärken. Inzwischen musste ich nämlich nicht mal mehr bei den Wehen stehen oder rumlaufen, sondern konnte problemlos sitzen bleiben.
So ging es weiter bis 14 Uhr. Inzwischen war ich mir schon nicht mal mehr sicher, ob das heute noch was wird. Anderseits war es so natürlich sehr angenehm und für die lange Fahrt nach Traunstein deutlich besser, als wenn wir erst noch warten würden, bis die Wehen stärker sind. Aber mit nem Anfangsbefund im Kreißsaal ankommen? Das wollte ich sicher nicht! Also haben wir Gertraud angerufen und sie war so lieb, trotz Sonntag Nachmittag sofort bei uns vorbei zu kommen.
Die sanften Wehen hatten es doch tatsächlich immerhin schon auf 5 cm gebracht und so beschlossen wir, uns langsam auf den Weg nach Traunstein zu machen.
Die Fahrt verlief total entspannt. In Seebruck sah bei dem schönen Wetter der Chiemsee mit dem Blick hinüber zur Kampenwand so schön aus, dass wir spontan angehalten und noch ein paar letzte Bauch-Fotos gemacht haben. Ab dem Zeitpunkt kamen die Wehen alle 5-7 Minuten, waren aber weiterhin sehr harmlos.
Gegen 14.30 Uhr sind wir in der Klinik angekommen und haben mich dann erstmal bei der Patientenverwaltung angemeldet (dieses Mal gemeinsam, damit Stefan die Zeit dort nicht wieder so ewig vorkommt wie bei Theresa). Anschließend sind wir zum Kreißsaal hochgefahren (Treppensteigen in den 4. Stock musste dann doch nicht mehr unbedingt sein) und wurden von der sehr netten Hebamme Stefanie begrüßt. Inzwischen war es kurz vor 15 Uhr und sie hat erstmal ein CTG geschrieben und mich danach untersucht. Angeblich waren es jetzt nur 3 cm…
Wir sind daraufhin noch ein klein wenig im Klinikum umhergelaufen, aber so richtig schön war das zwischen den ganzen Besuchern und zumindest etwas mehr „Veratmungsbedarf“ bei den Wehen nicht mehr. Also sind wir wieder zurück zum Kreißsaal und haben eine ganze Weile Hypnobirthing gemacht – zunächst „an Land“ auf dem Petzi-Ball und ab ca. 16.15 Uhr in der Wanne. Inzwischen waren die Wehen intensiver geworden, aber mit Stefans Rückenmassage und der Entspannung zwischen den Wehen gut auszuhalten.
Nach einer ganzen Weile in der Badewanne habe ich mich auch mal selbst untersucht und konnte immerhin schon die Fruchtblase und vom Muttermund noch einen kleinen Rest tasten (geschätzt 8 cm, ganz rumgekommen bin ich nicht).
Da ich aufs Klo musste, hab ich gegen 17.30 Uhr die Wanne verlassen und dabei festgestellt, dass es stehend am Badewannenwand oder hockend eigentlich viel besser war, als in der Wanne.
Also haben wir uns einen Gebärhocker und eine Matte für den Fußboden bringen lassen. Bei der Gelegenheit habe ich mich auch nochmal untersuchen lassen: Muttermund Saum und Fruchtblase prall. Direkt nach dem Aufstehen ist die Fruchtblase dann gesprungen.
Nachdem Stefanie das CTG wieder angebaut hatte, hat sie gefragt, ob sie nochmal rausgehen soll, aber ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass sich das nicht mehr lohnt und hab gesagt, sie soll mal noch eine Wehe abwarten.
Viele Wehen waren es dann auch nicht mehr, bis ich das Köpfchen von Julian das erste Mal tasten konnte und kurze Zeit später lag der ganze Julian noch etwas bläulich und schrumpelig und schreiend vor mir auf dem Boden. Eine ganze Weile haben wir dann auf dem Boden sitzend gekuschelt, bis Stefan schließlich die Nabelschnur durchtrennt hat.“
Vielen Dank nochmal für deine Unterstützung!!!
Liebe Grüße aus Prien,
Friederike & Stefan
PS: 2 Tage nach Julians Geburt hatte Stefan seine Facharztprüfung und hat problemlos bestanden!